top of page

Schimmelpilze - Vorkommen und Lebensweise

 

Schimmelpilze sind Mikroorganismen des "täglichen Lebens". Man findet sie im Erdboden, auf abgestorbenen Pflanzen und gelegentlich auch im Wohnbereich und auf Lebensmitteln. Ihren Kohlenstoff- und Energiebedarf decken sie durch den Abbau toter organischer Substanzen (saprophytische Lebensweise). Zusammen mit anderen Pilzen und mit Bakterien tragen sie wesentlich zur Verrottung organischer Materie. In feuchter Umgebung können Schimmelpilze auf fast allen organischen Substraten wachsen. Sie verändern und zersetzen ihre Substrate durch die Ausscheidung von Enzymen und können aus einfachen Vorstufen komplizierte chemische Substanzen bilden. Bestimmte Arten scheiden toxische Stoffwechselprodukte, sog. Mykotoxine, aus. Unbeabsichtigter Verzehr verschimmelter Nahrungs- und Futtermittel kann daher bei Mensch und Tier akute und chronische Vergiftungen bis hin zu Krebserkrankungen auslösen. Der Vegetationskörper der Schimmelpilze besteht aus fädigen, meist 5 bis 10µm dicken Hyphen, die insgesamt das sogenannte Mycel bilden. Vermehrung und Verbreitung erfolgen über ungeschlechtlich gebildete Sporen, die häufig in großen Mengen an die Luft abgegeben werden.

 

Pilzsporen sind ubiquitär vorkommende Bestandteile der Außenluft. In den Sommermonaten geben bei trockener, warmer Witterung vor allem die Schwärzepilze große Sporenmengen in die Luft ab. Die Sporen der Außenluft finden sich entsprechend dem saisonalen Verlauf auch regelmäßig in Innenräumen. Diese normalen Anflugsporen haben bei intakter baulicher Wohnraumsituation keine Chancen zur Auskeimung. Gesundheitliche Relevanz erlangen sie erst, wenn die Innenräume Entwicklungsbedingungen für Schimmelpilze bilden. Ist die Innenkonzentration höher als die Außenkonzentration, befindet sich eine "Quelle" im Raum.

 

Für das Wachstum von Schimmelpilzen sind vor allem zwei Faktoren von Bedeutung:

 

  • Ausreichendes Feuchtigkeitsangebot

  • Vorhandensein von Materialien aus organischen Bestandteilen (Holz, Zimmerpflanzen, Bioabfall u. A.)

 

 

Mögliche Symptome

 

Bei allergisch veranlagten Personen führen Sporen und Mycelteile zu Allergien an den Schleimhäuten der Augen und des Atemtraktes wie Rhinitis, Sinusitis, Konjunktivitis, hyperreagibles Bronchialsystem und Asthma bronchiale. Asthma ist die Hauptmanifestation von Schimmelpilzallergien, da Pilzsporen mit einem Durchmesser <10µm direkt in den Bereich der Bronchiolen gelangen. Allergien gegen Pilze in Innenräumen lösen typischerweise ganzjährige Symptome aus.

 

  • Typ I - Allergien: allergischer Schnupfen, Asthma Bronchiale, allergische Konjunktivitis, Urticaria und Neurodermitis

  • Selten Typ III und Typ IV - Allergien insbesondere bei hoher und regelmäßiger inhalativer Belastung:
    Exogen-allergische Alveolitiden (EAA): meist als Kombination beider Allergien, bekannt als Farmerlunge, Vogelzüchterlunge und Befeuchterfieber. Durch die Entzündung der Lungenbläschen kommt es zu Symptomen wie Fieber, Husten, Engegefühl in der Brust, Atemnot, später durch Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit und häufig Luftnot durch Entwickung einer Lungenfibrose.
    Bronchopulmonale Aspergillose: einige Fälle eines chronischen Asthma bronchiale werden durch regelmäßig inhalierte Pilzsporen ausgelöst.

  • Typ IV - Reaktionen bei einer Langzeitexposition mit Schimmelpilzen werden als Auslöser chronischer unspezifischer Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten mit unklarer Herkunft wie des chronischen Müdigkeitssyndroms (CFS) und der Fibromyalgie diskutiert.

 

Etwa 10 % der Personen mit Atemwegserkrankungen und etwa 30 % der Atopiker haben eine Allergie auf Schimmelpilze. Pilzsporensensitive Patienten reagieren in der Allergietestung meist auf mehrere Inhalationsallergene (Milben, Tierepithelien) und auf verschiedene Pilzextrakte. Eine alleinige Sensibilisierung gegen eine Sporenart ist selten.

 

 

Vermeidung von Schimmelbildung

 

Optimale Wachstumsbedingungen

  • bei Luftfeuchtigkeit >80%

  • bei Temperaturen zwischen 20-30°C

 

Vermeidung (Allgemein)

  • Ausreichende Belüftung

  • Relative Luftfeuchtigkeit <60%. Relative Feuchtwerte >70% sind als kritisch einzustufen, da dann häufig eine erhöhte Kondensation der Luftfeuchtigkeit an kühleren Wänden auftritt

  • Die Temperaturdifferenz innerhalb einer Wohnung sollte 4°C nicht überschreiten

  • entstehende Feuchtigkeit sofort ins Freie ableiten: Sofortiges Lüften nach Kochen, Baden, Waschen

  • Einrichtung: Möbel wie Schränke oder Betten nicht direkt an Außenwände stellen, sondern einen Mindestabstand von 5 cm zur Außenwand für die Hinterlüftung einhalten.

  • Keine Holzverschalung in Nassräumen

 

Vorbeugung und Vermeidung (Innen)

  • Keine Pflanzen mit Topferde oder Hydrokultur im Kinderzimmer (besonders Topfpflanzen auf Fensterbänken über der Heizung)

  • Wenig oder keine Pflanzen in der Wohnung

  • Rasche Entsorgung des organischen Abfalls

  • Häufiges kurzes Lüften der Zimmer (Luftfeuchtigkeit möglichst <60%)

  • Wenig im Keller aufhalten, nicht im Keller wohnen

  • Schimmelbefall soweit möglich sanieren

  • Keine Tierhaltung: Stroh, Heu
     

Vorbeugung und Vermeidung (Außen)

  • In Jahreszeiten mit hohem Sporenflug (Juli-August) und während Getreideernte (August) Fenster schließen und nur kurz lüften; Sporenfilter für Fenster

  • Aufenthalt im Freien einschränken

  • Kein Rasenmähen

  • Kompost nicht vor dem Fenster lagern

  • Vorsicht bei Höhlenbesuchen

Weitere Informationen

Schimmelpilzallergie

Die häufigsten Schimmelpilze und deren Vorkommen im häuslichen Umfeld

bottom of page